Award of Excellence 2020 für Susanna Cereda

Susanna Cereda (Doktoratsstudium am Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie, gefördert durch ein uni:docs-Stipendium der Universität Wien) erhielt den Award of Excellence für ihre Dissertation "What's under the carpet? : the integration of geoarchaeological analyses for a spatial definition of human behaviours at Arslantepe (Malatya, Turkey)".
Betreut wurde sie von Mag. Dr. Erich Draganits und Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Doneus.

Der Award of Excellence ist ein Staatspreis des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung und wird an die 40 besten Absolvent*innen von Doktoratsstudien des vergangenen Studienjahres vergeben.

 

Zur Person

Susanna Cereda studierte Archäologie an der Università „Sapienza” in Rom. Während ihres Studiums beschäftigte sie sich mit dem Themenbereichen Mikroarchäologie und dem gebauten Raum. Nach ihrem Masterabschluss absolvierte sie einen sechsmonatigen Aufenthalt an der Universität von Cambridge (GB), wo sie Kompetenzen auf dem Gebiet der Geoarchäologie erwarb. Im Anschluss daran absolvierte sie ihr Doktoratsstudium am Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie an der Universität Wien, welches sie im März 2020 erfolgreich beendete.

 

Dissertation

Ihre Dissertation: "What's under the carpet? – The integration of geoarchaeological analyses for a spatial definition of human behaviours at Arslantepe (Malatya, Turkey)" beschäftigt sich mit der monumentalen Architektur der Siedlung von Arslantepe (Malatya, Türkei). Dabei wurden ein ablagerungsorientierter-Ansatz und mikroarchäologische Methoden verwendet, um das Verständnis, wie Menschen mit den Gebäuden interagierten, zu verbessern. Wie haben sie diese Strukturen konstruiert, gepflegt, genutzt? Wie haben sich die Materialeigenschaften der gebauten Umwelt wiederum auf deren Nutzer ausgewirkt?

Zwei Methoden, mikromorphologische Analysen und chemische Spot Tests, wurden verwendet, um die Lehmflächen (Fußböden und Lehminstallationen) von drei Gebäuden zu analysieren, die zu verschiedenen Perioden der Tell-Siedlung gehören: (i) der sogenannte Tempel D aus dem späten Chalkolithikum 3- 4 (3900-3400 v. Chr.); (ii) ein großer Palastkomplex aus dem späten Chalkolithikum 5 (3400 – 3100 v.Chr.), der sich aus vielen miteinander verbundenen Sektoren zusammensetzt  sowie  (iii) eine monumentale Struktur aus der Eisenzeit (850-650 v. Chr.), die durch die Entstehung eines Doppelgewölbe-Ofens gekennzeichnet ist.

Die Ergebnisse zeigen ein hohes Maß an räumlicher Variabilität bei der Verwendung von Materialien und Rezeptur für die Lehmflächen, was nicht nur ein ausgeprägtes Wissen über die umgebende Landschaft und die technologischen Eigenschaften von Lehmmaterialien, sondern auch unterschiedliche ästhetische und symbolische Werte widerspiegelt. Noch größere Unterschiede resultieren aus unterschiedlichen Wartungsarbeiten und die Nutzung der Räume, die die Komplexität dieser Gebäude hervorhoben. Darüber hinaus lassen bestimmte Materialqualitäten – z.B. Gehalt an organischen Materialien, Farbe, Rauheit/Glätte, Korngröße, Porosität, Kompaktheit usw. – und deren räumliche Strukturierung auf unterschiedliche Formen der sensorischen Auseinandersetzung mit Räumen schließen.

Durch die mikroarchäologische Perspektive werden monumentale Gebäude mehr als die physische Verkörperung von Ideologie und Macht betrachtet. Sie sind das Ergebnis einer ständigen Beziehung zu den Menschen, ihren Handlungen und Erfahrungen. Die Untersuchung der materiellen Ergebnisse dieses Engagements, die in den Schichten der Lehmflächen konserviert wurden, zeigt nicht nur, wie wir die Welt formen, sondern auch, wie die Welt uns formt.

Foto von Susanna Cereda