Am 25.4.2023 fand ein zweistündiger hybrider Workshop der Doctoral School of Historical and Cultural Studies (organisiert von Beate Pamperl, Martina Steer und Thomas Wallnig) zu "ChatGPT & Co in den Geisteswissenschaften" am Institut für Osteuropäische Geschichte statt.
Zu Beginn führte Martina Steer kurz in die Thematik KI Tools ein und betonte, dass diese Tools, anders als Menschen nicht durch Nachdenken und Reflektion zu Antworten kommen würden, sondern Wörter nach statistischen Kriterien zusammensetzen. Auch könne man den Begriff "Intelligenz" hinterfragen, da z.B. ein Kind nachdem es zwei, drei Mal eine Katze in einem Bilderbuch gesehen hat, zuverlässig eine Katze auch in anderen Zusammenhängen als Katze identifizieren könne, aber eine KI mit mindestens 200.000 unterschiedlichen Katzenbilder trainieren müsse, um ebenso zuverlässig eine Katze erkennen zu können. Trotzdem dürfe man die Leistungsfähigkeit von ChatGPT & Co nicht kleinreden. Vielmehr müssten sich Geisteswissenschafter*innen in den Diskurs über und die Entwicklung von KIs aktiv einbringen und Gedanken machen, wie man KIs sinnvoll in Forschung und Lehre einsetzen könne.
Sebastian Tschiatschek (Research Group Data Mining and Machine Learning) führte in das Thema der Artificial Intelligence ein. Er stellte die jüngsten globalen Entwicklungen zu Large Language Models vor und verortete so zugleich die Forschung an der Universität Wien. Die zahlreichen Teilnehmer*innen erfuhren einerseits, in welchen Bereichen ChatGPT genutzt werden kann und wo es (noch) Verbesserungsmöglichkeiten gibt, und anderseits, welche zusätzlichen Herausforderungen sich in diesem Zusammenhang ergeben (wie etwa zu Stromverbrauch, Value Alignment und möglicher Cyber-Attacken). Zudem gab Sebastian Tschiatschek einen Ausblick in die Zukunft von ChatGPT und stellte die Arbeitsgruppe "KI in der Hochschullehre" der Universität Wien vor, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt und eine Handreichung hierzu erstellen wird.
Raphael Besenbäck und Lorenz Prager (beide Institut für Geschichte) erläuterten mit praktischen Beispielen (von Proofreading über Codewriting bis Konzepterstellung), welche Möglichkeiten das Tool hat und wie man es im universitären Alltag zielführend nutzen kann. Es wurden vielen Anregungen geboten, wie Lehre neu organisiert werden kann, indem beispielsweise durch Verschränkung von schriftlichen und mündlichen Teilleistungen stets der Gesamtprozess im Blick behalten wird. Der Einsatz von KI soll ermutigt werden und Studierende sind besonders darin zu schulen, Antworten von KI kritisch zu hinterfragen und nicht einfach als gegeben zu übernehmen.
Thomas Wallnig stellte aktuelle Berichte und Talks zu ChatGPT aus dem Hochschulbereich und darüber hinaus vor, die sich u.a. kritisch mit der Technologie befassen oder rechtliche und didaktische Handreichungen bieten. Er wies auf die sich wandelnde Rolle von Universitätslehrenden in der Sicherung von Qualität - im Prozess, nicht nur im Produkt - hin, womit der studienrechtliche Rahmen besonders an der Universität Wien angesprochen wurde.
Es wird eine eigene Seite mit Infos zu ChatGPT im Wiki der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät geben. Diese adressiert die spezifischen Problemlagen in den Geisteswissenschaften und wird komplementär zur einschlägigen universitätsweiten Intranet-Wiki gestaltet sein.